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Freizeitideen und Inspiration als Erfolgsfaktor

René Kamer hat vor 17 Jahren den Freizeitsvermarkter «Railaway» gegründet und leitet seither die Geschicke des Unternehmens. Heute beschäftigt die SBB Tochter mehr als 60 Mitarbeiter und gehört zu den wichtigsten Playern in der Vermarktung von Freizeitangeboten der Schweiz.

René Kamer, vor 17 Jahren hast du Railaway quasi als "Einmann-Betrieb" gegründet, heute beschäftigt ihr mehr als 60 Mitarbeiter. Erzähl uns, wie alles angefangen hat.

René Kamer: 1999 wurde ich angefragt, ob ich auf Projektbasis ein Konzept erstellen könnte, wie man die Schweizer auch in der Freizeit vermehrt vom Auto auf die Schiene bringt. Für den Berufsverkehr war der Zug schon zu dieser Zeit äusserst beliebt, in der Freizeit wollten aber viele Leute ihr Auto spazieren fahren und der Zug war nicht so hoch im Kurs.

Ich war damals seit vielen Jahren in der Geschäftsleitung der Rigi Bahnen und dort für die Vermarktung zuständig. Die Anfrage reizte mich und so arbeitete ich während mehreren Monaten ein Konzept aus, wie man Herr und Frau Schweizer das Zug fahren auch in der Freizeit näherbringen könnte.

Und zu welchem Schluss bist du gekommen? Was war dein Rezeptvorschlag, um den Freizeitsverkehr auf die Schiene zu bringen?

Nun, ich habe damals verschiedene Marktforschungen gemacht und habe dabei herausgefunden: Den Leuten fehlen die Ideen für ihre Freizeit, sie wünschen sich Inspiration. Und genau dort haben wir angesetzt: Wir wollten den Leuten einen Mehrwert bieten, indem wir ihnen Vorschläge machen, was sie in ihrer Freizeit unternehmen könnten.

Das haben wir dann auch gemacht: Angefangen haben wir mit 39 touristischen Freizeitsangeboten, bei denen die Leute eine Aktivität kombiniert mit der Anreise per öffentlichem Verkehr buchen konnten. Dabei kam uns natürlich gelegen, dass wir die Bahnhöfe der ganzen Schweiz als Verkaufs-Standorte einsetzen konnten und so schafften wir es bald einmal, unsere Angebote zu etablieren und weiter auszubauen.

Heute haben wir rund 600 sogenannte Leistungspartner, welche wir über unsere Kanäle aktiv vermarkten.

Und so wurde aus einem Ein-Mann Projekt einer der grössten Freizeitvermarkter der Schweiz mit unterdessen über 60 Mitarbeitern...

Unsere Angebote schienen tatsächlich den Nerv der Zeit zu treffen und so überlegten wir bald einmal, welche Freizeitangebote neben den klassischen Tourismuspackages sonst noch Anklang finden könnten. Und da lag es natürlich auf der Hand, dass auch der Eventbereich, also der Besuch von Veranstaltungen, sich mit einer Anreise per öffentlichem Verkehr gut kombinieren lassen würde.

Wie seid ihr da vorgegangen, grosse Erfahrung im Eventbusiness hattet ihr ja damals noch nicht?

Ja, das stimmt und vor allem machten wir zu Beginn nicht nur die Vermarktung der Events, sondern übernahmen auch gleich noch das Ticketing, was uns schon auch mal an unsere Grenzen gebracht hat.

Wie hat sich das gezeigt?  

2005 haben wir beispielsweise vom Veranstalter Appalooza die Anfrage erhalten, ob wir uns vorstellen könnten, exklusiv die Vermarktung und das Ticketing der Schweizer Robbie Williams Konzerte zu übernehmen.  

Robbie plante zwei Konzerte im Stade de Suisse und wir entschieden uns, die Herausforderung anzunehmen. Die Bedingung war allerdings, dass die Tickets physisch (d.h. nicht über ein Eventticket-System) nur über 30 ausgewählte Bahnhöfe vertrieben werden sollten.

Aus Deutschland wurden per Kurier 68'000 Tickets geliefert, welche wir dann im Keller des Veranstalters mit ein paar unserer Mitarbeiter nachzählen und kontrollieren mussten.

Für den Vorverkauf hatten wir danach 30 Bahnhöfe in der ganzen Schweiz mit Tickets bestückt – welche übrigens allesamt innert 4 Stunden nach dem Vorverkaufsstart weg waren.

Das Verkehrskonzept am Konzerttag selbst konnte dann allerdings nicht ganz so reibungslos umgesetzt werden und so mussten wir zusammen mit den SBB an unserem ersten Grossanlass im Stade de Suisse auch einiges an Lehrgeld bezahlen.

Erfahrungen, die euch mitgeholfen haben, dass ihr gemeinsam mit der SBB heute sogar grösste Veranstaltungen als "Carrier" problemlos bewältigen könnt...

Absolut, wir konnten in dieser ersten Zeit auf dem Eventparkett viel lernen und wickeln heute auch Grossveranstaltungen wie das eidgenössische Schwingfest, das Züri Fäscht und die zahlreichen Festivals, mit etlichen Extrazügen problemlos ab.

Was tut ihr denn eigentlich konkret, damit die Leute an Grossveranstaltungen mit dem öffentlichen Verkehr anreisen?

Nun, zuerst einmal muss man festhalten, dass grosse Events heutzutage gar keine Bewilligung mehr erhalten, wenn sie nicht ein wasserdichtes ÖV Konzept vorlegen. Oft hat dies nur schon mit den beschränkten Parkplatzmöglichkeiten vor Ort zu tun. Also sind wir in der Regel frühzeitig dabei, wenn es darum geht, solche Events zu planen und bringen unsere Erfahrung mit ein, wie es am besten gelingt, die Event-Besucher zu einer Anreise mit dem ÖV zu bewegen.

Dabei verfolgen wir in der Regel zwei Ansätze: Einerseits machen wir mit den Veranstaltern Vereinbarungen, so dass Eventbesucher auf ihren Bahntickets eine Ermässigung erhalten, wenn sie mit dem Zug anreisen, andererseits vermarkten wir aber natürlich die Events auch über unsere Kanäle und kombinieren in unseren Angeboten Anreise und Eventbesuch, so dass die Anreise mit dem öffentlichen Verkehr für die Besucher ein fester Bestandteil des Events an sich wird.

René Kamer, herzlichen Dank für das Gespräch.

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