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Was es braucht, damit dein Event in der Zeitung kommt

Heier Lämmler, als PR Profi betreuen Sie seit vielen Jahren Events und Künstler in ihrer Medienarbeit. Was muss ein Event mitbringen, damit die Zeitungen darüber schreiben?

Ob Zeitungen oder Medien im Allgemeinen: Die Macherinnen und Macher wollen doch ihre Leser, Hörer oder Seher immer wieder auch unterhalten und überraschen. Darum muss ein Event einmalig sein und nicht Schnee von gestern. Die Presseinformation dazu darf das auch nicht sein. Wenn man bei einer Mitteilung mittels Copy-Paste bloss Namen und Datum verändern muss und die Info passt noch immer, dann muss man sich nicht wundern, wenn Medienleute nicht darauf anspringen. 

Newscharakter ist also wichtig. Originalität auch. Lokalbezug, Localheroes sind gute Argumente. Als PR-Berater darf man durchaus den Mut haben, eine spannende Geschichte zu inszenieren. Unvergessen dafür ist eine PR-Aktion meines Büros für das Musical «Jesus Christ Superstar», auf das damals nun wirklich niemand gewartet hatte. Ich habe darum den Hauptdarsteller im Zürichsee-Becken übers Wasser laufen und fotografieren lassen.

Als das Musical „Dällebach Kari“ nach Zürich kam, hätte ich gerne den Ziitglogge-Turm, der ja als Bühnenattrappe vorhanden war, ein paar Wochen lang auf das Bauschänzli gestellt und so die weltbekannte Turmkulisse der Stadt temporär verändert. Das Projekt habe ich budgetiert, es war alles aufgegleist, bloss der Kunde traute sich nicht. Bis heute schade. Es wäre ein schönerer Anblick gewesen als später der Kran an der Limmat.

Und welche Eigenschaften muss ein Event-PR-Mann mitbringen, wenn er seine Events / Künstler erfolgreich in die Öffentlichkeit bringen will?

Es schadet sicher nichts, wenn er journalistisch denken kann. Welche Geschichte passt in welches Medium. Auch Marketingwissen ist ein gutes Kissen, mit dem erfolgreiche PR-Aktionen umgesetzt werden können. Lange nicht jedes Produkt, das sich Künstler oder Eventmacher ausdenken ist nachrichtentauglich. Und wenn es die Medienleute schon nicht interessiert, warum soll es dann das Publikum wollen?

PR-Arbeit sollte grundsätzlich auf Chefebene angesiedelt und ein PR-Berater sollte nahe beim Kopf und Herz einer Unternehmung sein. Damit kann man unternehmerische Gedanken nachvollziehen und allenfalls früh auch Ideen einfliessen lassen, was nachrichtentauglich wäre und was nicht. Ein PR-Mann darf durchaus am Produkt mitarbeiten. Und notabene muss er ein grosses Beziehungsnetz haben. Viele Facebook-Freunde reichen nicht.

Udo Jürgens, den Sie lange Zeit als Pressechef begleitet haben, beschrieb Sie als «Vollprofi im Mediengeschäft, bei dem alle Fäden zusammen laufen». Wie sind Sie zu diesem „Vollprofi“ geworden, was ist Ihr Werdegang?

Ich habe eine KV-Lehre auf einer Werbe- und PR-Agentur in Zürich gemacht. Durch meine Faszination und Leidenschaft zur Pop- und Rockmusik bin ich in diese Branche hineingerutscht. Ich war einer der ersten DJs in Zürich, Winterthur und St. Gallen. Danach wurde ich Orchestersekretär (heute heisst das Roadmanager) bei Hazy Osterwald und arbeitete anschliessend vier Jahre als Produktionsleiter in den Zeitschriftenverlagen von Jürg Marquard, bevor ich mich selbständig machte.

Parallel dazu begleitete ich als Marketing- PR-Mann den noch jungen André Béchir (damals Good News Productions AG) und die Unternehmungen von Freddy Burger, lange bevor die beiden «Inhouse» ihre eigenen PR-Abteilungen aufbauten. So kam eines zum anderen. Mit Udo arbeiten zu dürfen, war eine Auszeichnung, denn ER war der Vollprofi durch und durch. Ich habe viel von ihm gelernt und musste in meinem Bereich versuchen, in seiner Liga mitspielen zu können. Das gelang mir wohl, sein Kompliment (in einem seiner Bücher) freut mich und schmeichelt natürlich bis heute.

Als PR Verantwortlicher sorgen Sie seit vielen Jahren dafür, dass Künstler und Events auch in den Medien stattfinden. Wie hat sich Ihre Arbeit / Zusammenarbeit mit den Medien über die Jahre verändert?

Die Arbeit mit Journalisten-Kolleginnen und Kollegen ist nach wie vor das Schönste daran, weil die gegenseitige Akzeptanz da ist und Journalisten zu den eher spannenderen Zeitgenossen gehören. Nicht zum Guten hat sich aber die Branche dahinter verändert. Es ärgert mich, wie Verlage heute mit ihren Lesern, den Medienkonsumenten, umgehen. Aber auch die Wertschätzung von Kunden gegenüber Medienleuten, ob es nun Journalisten, Fotografen oder Filmer sind, ist kleiner geworden.

Das kommt wohl daher, dass heute jeder ein wenig fotografieren, filmen oder schreiben kann. Schlechter geworden ist auch das Timing: Die Kurzfristigkeit der Aufträge lässt bisweilen das Wichtigste meiner Arbeit überhaupt nicht mehr zu: Das heisst, «das Entdecken fördern». Da wird die Brechstange verlangt, mit der ich eigentlich gar nie arbeiten möchte. Weil die Verleger sowenig von ihrem Unkostenapparat Redaktion halten, fehlen heute viele Opinion-Leader in den Medien.

Eigentliche Kultur- oder Feuilleton-Journalisten sind zur raren Spezies geworden. Die hohen Mutationsraten in den Redaktionen sind eklatant. Mein Erklärungsbedarf bei jungen Medienleuten ist grösser geworden. Die Argumentation, warum eine Persönlichkeit oder ein Event Medienpräsenz verdient, ist ebenfalls schwieriger als früher. Medienarbeit ist definitiv nicht einfacher- und der Aufwand nicht kleiner geworden. Der Preiszerfall bei den Honoraren dafür umso grösser.

Werfen wir zum Schluss einen Blick auf Ihre aktuellen Projekte. Welche Künstler und Events betreuen Sie zur Zeit? 

Wie immer laufen mehrere Mandate nebeneinander her, was unglaublich viel Flexibilität verlangt. Aussergewöhnliche Aktionen sind zurzeit die Kunstintervention der ehemaligen Nationalrätin, Kunsthistorikerin, Fotografin und Malerin Maya Lalive, welche das 130 m lange Bild «Der Riss | La Fessura» an die riesige Albigna-Staumauer im Bergell montiert hat.

Dann empfinde ich es als eine besondere Auszeichnung, dass ich den Künstler und Luftfotografen Georg Gerster publizistisch begleiten darf. Der 88-jährige hat mit seinen Luftbildern Kultstatus erworben. Jetzt schenkt er dem iranischen Volk über 140 seiner Bilder und eine Ausstellung in Teheran. Es lohnt sich den Namen Georg Gerster zu googeln und die Bilder anzusehen, die dieser einmalige Fotograf schon in den Sechziger- und Siebzigerjahren unter teils waghalsigen Flügen aus Helikoptern geschossen hat.

Notabene ist auch die jahrelange Zusammenarbeit mit dem Schweizer Magier Peter Marvey immer wieder überraschend und eine grosse Freude. Zurzeit laufen gerade wieder mehrere Anfragen aus China für seine Show. 

Heier Lämmler, herzlichen Dank für das Gespräch.

Heier Lämmler ist 65-jährig und ein «alter Fuchs» im PR & Kommunikationsgeschäft. Der gelernte Kaufmann betreut seit 43 Jahren Künstler und Events im Bereich der öffentlichen Kommunikation und verhilft ihnen zu einer optimalen Medienpräsenz. Er arbeitet hauptsächlich projektbezogen oder auf Mandatsbasis. Bisweilen ist und war er auch immer wieder journalistisch oder als Berater für verschiedene Printmedien tätig. Auf Schweizer Radio SRF 1 war er während einigen Jahren als Musikexperte und Kolumnist zu hören. Lämmler wohnt in Horgen, ist verheiratet und Vater von vier erwachsenen Kindern.  www.promotionag.ch 

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