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Zirkus-Erinnerungen

Verena Nock Senior, gemeinsam mit Ihrem Ehemann Franz Nock haben Sie während vielen Jahren den «Zirkus Nock» geführt und geprägt. Wie hat Ihre Zirkusgeschichte angefangen, wie sind Sie zum Zirkus gekommen? 

Verena Nock:  Zum Zirkus kam ich durch die Beziehung zu Franz Nock. Damals befand sich das Nock Winterlager auf einem Grundstück, welches sich im Besitz meiner Familie befand und dadurch entstand eine Freundschaft zwischen unseren beiden Familien. Durch diese Freundschaft lernte ich Franz Nock kennen und wir heirateten.

Wie in Zirkusfamilien üblich, standen/stehen auch Ihre drei Töchter in der Manège. Was löste es für Sie als Mutter für Gefühle aus, wenn Sie beispielsweise Ihrer Tochter Alexandra am Trapez zuschauten? 

Einerseits empfand/empfinde ich natürlich Stolz, dass die Kinder in die Fussstapfen ihres Vaters treten. Aber gleichzeitig ist auch immer die Besorgnis um ihr Wohl und ihre Gesundheit da, gerade bei solch risikoreichen Auftritten wie dem Trapez.

Was sind für Sie besonders schöne Erinnerungen, wenn Sie auf Ihre mehr als 40 Jahre «Leben im Zirkus» zurückblicken?

Der Zirkusalltag ist nie gewöhnlich, bringt jeden Tag viel Herausforderung und auch viel Schönes. Die für mich allerschönsten Momente sind, wenn wir die Möglichkeit haben, Menschen mit Behinderungen oder schwierigen Hintergründen kostenlos in den Zirkus einzuladen - Menschen, die finanziell oder aus anderen Gründen nicht die Möglichkeit hätten, den Zirkus zu besuchen.

Die Freude und das Staunen in deren Gesichtern ist für mich unbezahlbar. Es zeigt mir jedes Mal aufs Neue, wofür wir Jahr für Jahr mit dem Zirkus die Reise durchs Land antreten: Nämlich um den Menschen echte, unverfälschte Freude zu bereiten und sie für einige Stunden die Alltagssorgen vergessen zu lassen.

Und was sind die Herausforderungen, die der Zirkusalltag mit sich bringt? 

Die grösste Herausforderung für mich sind die immer schwierigeren Bedingungen, denen sich ein Zirkus stellen muss. Man muss leider immer öfter auch die Ellbogen benutzen, damit man zum Ziel kommt. Auch die in den letzten Jahren massiv gestiegenen Kosten für Strom, Wasser und Platzmiete erschweren uns das Leben sehr.  

Besonders nervenaufreibend während einer Saison ist, wenn vorher erteilte Gastspielbewilligungen während der Tournée kurzfristig entzogen werden, weil die Gemeinde zum Beispiel eine Baustelle oder Parkplätze aus dem Platz machen will.

Dann muss man auf die Schnelle Alternativen suchen und solche Angelegenheiten gestalten sich immer wie schwieriger, da es auch immer wie weniger Plätze in der Schweiz gibt, wo ein grösserer Zirkus Platz findet.

Haben Sie auch tragische Momente erlebt in Ihrer Zirkusgeschichte? 

Die schwierigsten Momente in meiner Zirkusgeschichte waren allesamt Unfälle von Artisten während Auftritten. Mein Mann stürzte einmal in meiner Zeit und auch letztes Jahr der schwere Sturz von Francesco war furchtbar für unsere Familie. Diese beiden durften aber glücklicherweise wieder vollständig gesund werden. 

Wir hatten über die Jahre zwei weitere Vorfälle, die nicht so glimpflich endeten. Vor 30 Jahren wurde ein Dompteur von einem Löwen angegriffen und von der Pranke am Schädel verletzt. Man versetzte ihn ins künstliche Koma und vielleicht wurde die Aufwachprozedur nicht korrekt durchgeführt, denn er kam nach dem Aufwachen nie mehr richtig in Ordnung.

Der zweite schlimme Vorfall war vor 25 Jahren, ein junger Spitzenartist, welcher einen doppelten Salto am Boden machen wollte und dabei auf das Genick aufprallte. Dieser Mann ist seither tetra gelähmt. Einziges Glück im Unglück war wohl, dass dies in der Schweiz geschehen ist und ich gute Versicherungen abgeschlossen hatte. Dem Artisten konnte so ein Platz im Paraplegikerrzentrum Nottwil, ein rollstuhlgerechtes Auto und ein rollstuhlgerechtes Haus finanziert werden.

Bereits vor einigen Jahren haben Sie und Ihr Ehemann damit begonnen, die Zirkusleitung an Ihre Töchter zu übertragen. Heisst dies, dass Sie nun Zeit finden, um Ihre Enkelkinder zu geniessen oder sind Sie immer noch voll im Zirkusalltag eingebunden? 

Voll und ganz haben meine Töchter die Leitung erst seit diesem Jahr übernommen, die letzten zwei Jahre haben Franziska und Alexandra die Leitung noch in Zusammenarbeit mit mir und Franz gemacht. Besonders viel hat sich aber seit diesem Jahr nicht geändert.

Ich verbringe nicht wirklich mehr Zeit mit meinen Enkeln, da noch mehr eigentlich gar nicht möglich ist: Unsere Familie (momentan 3 Generationen) wohnt, reist und arbeitet das ganze Jahr zusammen und so hatte ich meine Enkel von Anfang an eigentlich immer bei mir. 

Ich geniesse es aber und bin froh, dass ich nun den grössten Teil der Verantwortung über das Unternehmen habe abgeben können. Wenn ich noch was mithelfe, dann nicht weil ich muss, sondern weil ich will.   

Verena Nock Senior, ganz herzlichen Dank für das Gespräch.

Verena Nock ist 71 Jahre alt und hat mit ihrem Ehemann Franz Nock während 46 Jahren den Familienzirkus Nock geleitet. Vor zwei Jahren haben die Beiden die Zirkusleitung an ihre Töchter übergeben, das erste Jahr noch mit ihrer Mithilfe, seit vergangenem Winter machen Franziska und Alexandra Nock dies nun selbständig.

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