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Martin Jucker: Erlebnisbauer auf der Überholspur

19 Jahre ist es her, seit die Jucker-Brüder den elterlichen Hof übernommen haben. Heute beschäftigt die Juckerfarm AG 140 Angestellte an 4 Standorten. Im eventmagazin redet Martin Jucker über den Weg zum Erfolg. 

Martin Jucker, du leitest gemeinsam mit deinem Bruder die Juckerfarm. Erzähle uns etwas über eure Geschichte. Was macht ihr und wie habt ihr angefangen?
Martin Jucker: Mein Bruder und ich sind 1997 als 5. Generation im Juckerhof eingestiegen. Bis 1970 war der Hof ein klassischer Bauernbetrieb, ab da hat sich mein Vater auf Obstbau fokussiert. Als wir 1997 mit an Bord kamen, wussten wir, dass es schwierig werden würde, in Zukunft mit dem Hof drei Familien zu ernähren. Erschwerend kam hinzu, dass seit der Annahme der Rothenthurm Initiative unsere bisherige Ausrichtung auf den Obstbau in Frage gestellt war. Der Bund störte sich daran, dass unser Hang mit Obstbäumen bepflanzt war und forderte, dass wir ihn renaturierten. 

Ab da habt ihr satt Obst Kürbisse angepflanzt...
Eigentlich haben wir «try and error» gespielt: Wir haben uns überlegt, was bei den Konsumenten gut ankommen könnte, haben verschiedenste Dinge ausprobiert und mit Kürbissen einen Volltreffer gelandet. Innerhalb von drei Jahren konnten wir einen Kürbis-Hype produzieren, wie er damals weitherum einmalig war. Bereits im Jahr 2000 haben wir 5’000 Tonnen Kürbis für ganz Europa produziert.  

So liest sich also der Anfang eurer Erfolgsgeschichte.
Ja, das war der Anfang. Innerhalb von 3 Jahren haben wir den Umsatz unseres Landwirtschafts-Betriebs von 0.5 Millionen auf 8 Millionen erhöht. Danach haben wir saniert. 

Saniert? Was meinst du damit?
Unser Problem war, wir hatten keine Ahnung von dem, was wir machten und wir sind viel zu schnell gewachsen. Wir haben geglaubt, wir könnten ein Entwicklungstempo einschlagen, wie all die Internet-Startups, die während dieser Zeit aus dem Boden geschossen sind. Bis wir gemerkt haben, dass wir ja ein Landwirtschaftsbetrieb und kein Internet-Startup sind. 

Hat euch dies in ernsthafte Schwierigkeiten gebracht?
Das kann man sagen. Während zweieinhalb Jahren haben uns die Banken als un-sanierbar betrachtet. Sie haben uns nur am Leben gelassen, weil wir unsere Zinsen bezahlen konnten und weil wir ihnen durch die allmähliche Tilgung unserer Schulden lebendig mehr Wert waren als tot. 

Und was hat euch am Leben erhalten? 
Während der Sanierung haben wir uns auf unsere Kernwerte zurückbesinnt. Wir haben gemerkt, dass es nicht darum geht, mit dem Kürbis die Welt zu erobern, sondern den Bauernhof zum Erlebnis zu machen. Das war nämlich die Urpsrungsidee, als wir mit den Kürbissen angefangen haben. Wir wollten mit unseren Kürbis-Ausstellungen & Events den Bauernhof zu den Leuten bringen. 

Hatten die wirtschaftlichen Schwierigkeiten auch positive Aspekte für euch? 
Absolut. Unsere ganze wirtschaftliche Kompetenz haben wir uns in der Sanierung angeeignet. Erst dann haben wir gelernt, was es heisst, als Landwirte unternehmerisch und im freien Markt tätig zu sein und zu bestehen. 

Wie sieht das Juckerfarm Konzept heute aus? 
Wir haben heute verschiedene Kanäle, wie wir uns als Erlebnisbauernhof präsentieren: Da sind einerseits die Hofläden, wo wir unsere eigenen Produkte verkaufen, dann haben wir die Hof-Gastronomie, wo wir unsere Gäste bewirten – und natürlich die Events, welche auf unseren Betrieben stattfinden- und mithelfen, die Gastronomie zu stabilisieren und zu fördern. 

Wenn du von euren Angeboten sprichst, redest du in Mehrzahl: Hofläden, Betriebe,... was gehört den heute alles zur Juckerfarm Gruppe? 
Wir betreiben als Juckerfarm AG unterdessen vier Standorte, in Seegräben, Jona, Rafz und Kloten. An diesen Standorten produzieren wir auf 100 Hektaren 50 verschiedene Kulturen. 

Spannend, kannst du uns noch ein paar weitere Facts und Figures zu eurem Betrieb nennen? 
In der Zwischenzeit arbeiten im Winter um die 150 Mitarbeiter für die Juckerfarm, im Sommer/Herbst sind es bis zu 400 Mitarbeiter. Dazukommen temporäre Hilfskräfte, welche uns unterstützen, wenn wir Grossevents zu Gast haben. 

Kannst du eine Einschätzung machen, wieviele Besucher ihr pro Jahr auf den Juckerfarm Betrieben willkommen heisst? 
Das ist schwer einzuschätzen, da wir keinen Eintritt verlangen und darum auch die Leute nicht zählen. Wir gehen von ca. 800’000 Personen aus, über das ganze Jahr verteilt. 

Reden wir noch ein wenig über Events auf dem Bauernhof. Ist es euch leicht gefallen, euch als Eventlocation zu positionieren? 
Das Problem bei Eventplanern ist, dass sie praktisch nur verlieren können, wenn sie eine exotische Location für ihren Event auswählen. Und ein Bauernhof gehört natürlich von Natur aus zu den exotischen Locations. Die Eventmacher waren zu Beginn unsicher, ob wir wirklich Event „können“. Dies hat sich in der Zwischenzeit natürlich ein wenig geändert. Heute beherbergen wir jährlich 700 – 800 Events auf unseren Betrieben. Die Eventveranstalter trauen uns unterdessen zu, dass wir als Location von Infrastruktur und Dienstleistungsqualität her gut mit anderen Anbietern mithalten können. 

Welche Veranstaltungsarten passen deiner Meinung nach am besten auf den Bauernhof? 
Grundsätzlich sind wir sehr breit aufgestellt und richten uns jeweils auf die Eventarten aus, welche saisonal anstehen. Im Frühling sind dies Tagungen und Seminare, im Sommer Hochzeiten & Aperos, im Herbst und Winter Firmen- und Weihnachtsessen. Ein weiterer Bereich, wo wir bei unseren Kunden gut ankommen, ist der ganze Incentive Bereich. Firmen aus dem In- und Ausland lieben es, wenn sie Ihren Mitarbeitern in einem authentischen, bisweilen auch etwas folkloristischen Umfeld Danke sagen können. 

Eine Frage noch zum Schluss: Wo wird die Juckerfarm AG in 5 Jahren stehen? 
Wir planen nicht in „5 Jahren“ und wir planen auch nicht mit Umsatz und Gewinnzielen. Wir haben in der Zwischenzeit verschiedene Standbeine, welche gut laufen und betrachten diese als eine Art Autobahn mit vielen Spuren: Da ist die landwirtschaftliche Produktion, die Hofläden, dann die Events und der E-Commerce Bereich, der immer wichtiger wird. Auf welcher Spur es wie schnell vorwärts geht, hängt nicht nur von unserer Planung ab, da gibt es auch externe Faktoren. Wir haben eine lange Strecke vor uns und geben jeweils dort mehr Gas, wo der Moment stimmt. Wichtig ist für uns, dass der Betrieb funktioniert, stabil bleibt und die Voraussetzungen für eine gute weitere Entwicklung stimmen. Das Ziel von meinem Bruder und mir ist es, dass wir etwas entwickeln können was nachhaltig funktioniert, auch dann, wenn wir beide nicht mehr da sind. 

Martin Jucker, herzlichen Dank für das Gespräch. 

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